Veranstaltung: Frauengesundheit in der Region: gefährdet!? Gemeinsam in die Zukunft!
Aus Sorge um eine drohende medizinische Unterversorgung in der Region hat die Interessengemeinschaft „Frauengesundheit Nord-West“ am 4. November eine regionale, landkreisübergreifende Diskussionsveranstaltung zum Thema: „Frauengesundheit in der Region: gefährdet!? Gemeinsam in die Zukunft!“ durchgeführt. Gegründet wurde die Interessengemeinschaft durch die Gleichstellungsbeauftragten der Landkreise Friesland, Wesermarsch, Wittmund und der Städte Jever, Nordenham und Varel sowie Dr. Christoph Reiche, Chefarzt der Frauenklinik Varel, seinen leitenden Oberarzt Dr. Christoph Messner und Birgitt Kampen-Neumann vom Mammographie Screening Niedersachsen- Nordwest.
Grund dafür ist der schleichende Abbau der gynäkologischen Versorgung in der Region, bedingt durch einen Hebammenmangel, die Schließung von Geburts- und Frauenkliniken in Wittmund und Nordenham sowie das Ende der radiologischen Basisuntersuchung Mammographie in Nordenham, die auch Varel droht. Die Initiatorinnen sehen in der landkreisübergreifenden Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit einen wichtigen Schritt zur Verbesserung der Frauengesundheit. Den Beteiligten ging es darum, deutlich zu machen, dass Frauen und ihre Familien überall das Recht auf eine gute und vor allem wohnortnahe medizinische und geburtshilfliche Versorgung haben, auch in ländlichen Regionen.
Die Veranstaltung diente dem Austausch und hat die Verantwortlichen aus Politik und Gesellschaft für das Thema „Frauengesundheit“ sensibilisiert. Fakt ist, dass immer mehr Frauen weite Strecken auf sich nehmen müssen, um zum Beispiel gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen, Hebammen zu finden oder Geburtsstationen zu erreichen. Auf Unverständnis stößt die Tatsache, dass die Landesregierung für die notfallambulante und stationäre fachärztliche Versorgung eines geburtshilflichen bzw. gynäkologischen Notfalls eine Wegstrecke von 45 Minuten für zumutbar hält, während sie bei allgemeinen Notfällen nur 30 Minuten betragen sollte. Dazu sieht die im Koalitionsvertrag der Landesregierung vereinbarte Krankenhausreform vor, dass nur noch Kliniken der Maximal- und Schwerpunktversorgung eine Frauenklinik vorhalten müssen. Krankenhäuser der Grundversorgung können die stationäre Versorgung in einer Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe anbieten. Es ist davon auszugehen, dass die Reform zu einer Zentralisierung mit wenigen Geburts- und Frauenkliniken führen wird. Gerade im ländlichen Bereich erscheint es besonders wichtig, auf eine gut erreichbare frauenärztliche Versorgung mit zumutbaren Wegen zu achten.
Deshalb setzt sich die Interessengemeinschaft Frauengesundheit Nord-West für folgende Ziele ein:
- Sicherung der geburtshilflichen, stationären Versorgung in höchstens 45 Minuten,
besser 30 Minuten - Sicherung der ambulanten und stationären Hebammenversorgung
- Sicherung der ambulanten frauenärztlichen Versorgung
- Sicherung der notfallambulanten und stationären Versorgung als Frauenklinik
- Sicherung der ortsnahen Mammographie und Mamma-Diagnostik
Vor der Diskussionsrunde wurden die Teilnehmenden durch kurze Vorträge in die drei Themenkomplexe „Geburtshilfliche Versorgung, Frauenärztliche Versorgung sowie Brustkrebsdiagnostik“ eingeführt. Professorin Dr. Oda von Rahden, Leiterin des Studiengangs Hebammenwissenschaft an der Jade Hochschule, referierte über „Geburtshilfliche Versorgung: ambulant, Hebammenversorgung“, die leitende Hebamme der Frauenklinik Varel, Helgrit Sudholz, berichtete über „Geburtshilfliche Versorgung: stationär“, Dr. Marion Schaefer vom Berufsverband der Frauenärzte Bezirksvorsitz Wilhelmshaven und niedergelassene Frauenärztin beschrieb die „Frauenärztliche Versorgung: ambulant“, während Dr. Christoph Reiche die „Frauenärztliche Versorgung: stationär“ vorstellte. Dr. Moritz Kaup, Facharzt für Radiologie hat in seinem Vortrag die aktuelle Situation zur „Brustkrebsdiagnostik: Screening und kurative Mammographie“ dargelegt.
Nach den Vorträgen gab es eine Podiumsdiskussion mit den Landräten Sven Ambrosy (Friesland) und Stephan Siefken (Wesermarsch) sowie Karin Garlichs (Koordinatorin der Gesundheitsregion Wittmund), Prof. Dr. Oda von Rahden, Dr. Marion Schaefer und Dr. Christoph Reiche.
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