Fakten zur Rodung im Bereich der Richtfeuerlinie in Großensiel
Zur Diskussion rund um die Rodung im Bereich der Richtfeuerlinie in Großensiel ist schon einiges gesagt worden. Leider befinden sich darunter auch einige tendenziöse bzw. falsche Aussagen, weshalb an dieser Stelle einzelne Punkte klargestellt werden:
- Kann der „Wald“ nicht einfach stehen bleiben?
Nein. Die Richtfeuerlinie muss freigehalten werden, um die Sicherheit im Schiffsverkehr und den Schutz von Menschenleben zu gewährleisten. Die Stadt hat sich 1988 gegenüber dem Wasser- und Schifffahrtsamt vertraglich zur Freihaltung der Sichtachse verpflichtet, nachdem sogar eine Klage anhängig war.
- Muss der gesamte „Strandwald“ gerodet werden?
Nein. Es muss lediglich eine Schneise freigehalten werden, damit die Richtfeuerlinie für die Schifffahrt erkennbar ist.
- Gibt es eine Alternative zur kompletten Rodung im Bereich der Richtfeuerlinie?
Der Leiter des städtischen Gartenbauamtes – ein studierter Garten- und Landschaftsbau-Ingenieur – hat bereits mehrfach erklärt, dass eine Rodung aus fachlicher Sicht langfristig für die Natur besser ist, als ein regelmäßiger Rückschnitt, der einen ständigen Eingriff in den Baumwuchs bedeutet. Die Bäume im Bereich der Richtfeuerlinie sind im Durchschnitt etwa 10 Meter hoch und dürfen im Sichtkorridor nicht höher als 5,2 m im Bereich des Unterfeuers bzw. 3 m im Bereich des Jugendhostels wachsen. In der Praxis bedeutet das, dass die Bäume, aufgrund ihres jährlichen Zuwachses, daher bis auf eine Höhe von maximal 3 m bzw. 1,5 m beschnitten werden müssen. Was bleibt dann noch übrig von den gekappten Bäumen?
Ein “sanfter Rückschnitt”, den die Demonstranten fordern, ist nicht möglich. Bei den notwendigen Maßnahmen würde es sich um eine Kappung auf 1,5 bzw. 3m handeln. Die Bäume hätten keine Chance mehr sich natürlich und gesund zu entwickeln. Ihr natürlicher Habitus (Stamm und Krone) wird dauerhaft gestört. Das Areal kann sich unter den geforderten Bedingungen eines ständigen Rückschnittes nicht natürlich entwickeln. Bäume sind keine Heckenpflanzen, die man bis kurz vorm Wurzelhals herunterschneiden kann und die dann genauso wieder wachsen wie zuvor. Es sprießen lediglich Triebe aus dem Stumpf – eine Krone kann sich nicht mehr bilden. Etliche Bäume werden sich nach dem viel zu starken Schnitt gar nicht mehr entwickeln können und werden krank oder von Pilzen eingenommen. Das ist “Baumsterben auf Raten” und ein ständiger Eingriff in die Natur des Strandes, wodurch auch das Unterholz und die Tierwelt dauerhaft leiden werden. Legt man stattdessen in der Schneise eine Wiese an, kann sich dort langfristig – ohne ständigen menschlichen Eingriff mit Motorsägen – wieder Natur entwickeln.
- Welche Rolle spielen die Kosten bei der Entscheidung?
Natürlich spielen bei Entscheidungen des Rates auch die Finanzen eine Rolle. Schließlich müssen Rat und Verwaltung verantwortungsvoll mit dem Geld der Bürgerinnen und Bürger umgehen. In diesem Fall sind die Finanzen aber nicht das alleinige Entscheidungskriterium, auch wenn die einmalige Rodung der Fläche deutlich unter den Kosten eines sich regelmäßig wiederholenden Rückschnitts bewegen.
- Was wird für den Schutz der Umwelt getan?
Im Bereich der Richtfeuerlinie wird eine Blühwiese angelegt, die Insekten und anderen Tierarten Unterschlupf bietet und zur Biodiversität beiträgt. Zur Wahrheit gehört auch, dass es zwei bis drei Jahre dauern wird, bis die die Wiese sich selbst überlassen werden kann, weil zwischenzeitlich wieder auftretender Bewuchs entfernt werden muss.
Darüber hinaus hat die Politik auf Vorschlag der Verwaltung beschlossen, freiwillig eine Ausgleichsfläche bereitzustellen und eine Kompensationsbepflanzung vorzunehmen. Das verursacht zwar ebenfalls Anschaffungskosten – jedoch langfristig keine Pflegekosten, da hier keine regelmäßigen Schnittmaßnahmen notwendig sind. Ferner erhält die Stadt Nordenham regelmäßig Anfragen von unterschiedlichen Institutionen und Vereinen, die gerne Bäume spenden wollen. Eine naturnahe Ausgleichsfläche wäre eine ideale Lösung, weil auch der Bauhof hier nicht mit zusätzlichen Pflegearbeiten belastet würde.
- Warum wird das Thema nur im Umweltausschuss und im VA behandelt?
Bei der Freihaltung der Richtfeuerlinie handelt es sich um vertragliche Verpflichtung der Stadt Nordenham. Zu dessen Ausführung wäre kein Ausschuss notwendig, stattdessen handelt es sich um eine reguläre Aufgabe der Verwaltung. Die Verwaltung hat sich aber Anfang des Jahres, nachdem sie die Aufforderung vom Wasser- und Schifffahrtsamt zum Freihalten der Richtfeuerlinie erhalten hat, entschieden, die Politik zu beteiligen, da in der Vergangenheit keine nachhaltige Entscheidung getroffen worden ist.